Materia
Helvetica

25.2.
19.8.
2022

Bundeshaus
Bern

Mineralische Rohstoffe halten unsere Welt zusammen: Gesteine bilden den Boden, auf dem wir unsere Gesellschaft erbauen und sind in fast allen Baumaterialien und Alltagsgegenständen vorhanden. Die Ausstellung «Materia Helvetica» deckt Potentiale lokaler Gesteine auf und macht auf Herausforderungen bei der Versorgung der Schweiz mit lokalen mineralischen Rohstoffen aufmerksam, die aufgrund von unterschiedlichen Nutzungs- und Schutzinteressen entstehen.

Ausstellungspartner

Unser Ziel

Initiiert wurde die Ausstellung vom Netzwerk Mineralische Rohstoffe Schweiz NEROS, das aus Vertretern der Verwaltung, der Wirtschaft und der Wissenschaft besteht. NEROS engagiert sich für eine nachhaltige Nutzung der grossen mineralischen Rohstoffvorkommen in der Schweiz. Die Gewinnung mineralischer Rohstoffe wurde in den letzten Jahren aufgrund zunehmender Schutzinteressen und diverser weiterer Nutzungsinteressen immer herausfordernder. Ziel der Ausstellung ist es, die unterschiedlichen Interessen aufzuzeigen und einen Dialog zur Nutzung mineralischer Rohstoffe in der Schweiz auszulösen, der die Versorgungssicherheit, den Umwelt- und Landschaftsschutz sowie die Lebensqualität der Bevölkerung gleichermassen berücksichtigt.

Gemeinsam die richtigen Entscheidungen für die Schweiz treffen
Gemeinsam die richtigen Entscheidungen für die Schweiz treffen
Das Fundament unserer Gesellschaft
Das Fundament unserer Gesellschaft

Die Nutzung mineralischer Rohstoffe in der Schweiz

Von der gesellschaftlichen Bedeutung über den Abbau und das Recycling bis zu aktuellen Herausforderungen – «Materia Helvetica» beleuchtet verschiedene Dimensionen der Nutzung mineralischer Rohstoffe in der Schweiz. Untenstehend finden Sie sämtliche Themenmodule der Ausstellung sowie Links zu vertiefenden Zusatzinformationen.

Entdecken Sie die Gesteinsvielfalt des Bundeshauses

Beim Bau des Bundeshauses spielten die Gesteine der verschiedenen Schweizer Regionen eine zentrale Rolle: Insgesamt wurden 30 Gesteine aus dreizehn Kantonen verwendet.

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«Macchia Vecchia» Brekzie:

«Erdbeben im Bundeshaus»

Herkunft: Tessin

Gestein: Kalkstein

Die «Macchia Vecchia» (Alter ca. 200 Mio. Jahre; Lias) ist ein mehrfach zerbrochener, durch Schlamm, Gesteinsbrocken und mineralisierte Adern wieder verfestigter Kalkstein, der das Aufbrechen des Riesenkontinentes Pangäa dokumentiert. Das ist das Resultat der unzähligen Erdbeben in der Liaszeit, als Pangäa auseinanderbrach und somit Eurasien und Afrika getrennt wurden. Dazwischen entstand ein Ozean, der erst bei der Alpenbildung wieder zusammengeschoben wurde. Die Brekzie wird heute noch in Arzo im Mendrisiotto abgebaut.

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Marmorierte Stuckatur:

«Faelschung-Fake»

Herkunft: Tessin

Gestein: Imitat der «Macchia Vecchia» Brekzie

Dies ist kein echtes «Gestein», sondern eine menschgemachte hochwertige Fälschung: Mittels aufwändig gefärbten Stuckmörteln versuchte man, die «Macchia Vecchia» Brekzie täuschend echt durch die Marmorierung zu imitieren. Eine hohe Kunst, die in der Antike schon angewandt wurde. Ein Klopftest lässt die Marmorierung aber akustisch deutlich vom echten Gestein daneben unterscheiden.

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Saillon Marmor:

«Handelsjuwel»

Herkunft: Wallis

Gestein: Marmor

Der Marmor aus Saillon im Wallis ist neben dem «Cristallina» Marmor aus dem Tessin einer der beiden echten Schweizer Marmore. Er entstand während der Gebirgsbildung der Alpen aus Kalken der Kreidezeit (~120 Mio. Jahre), die in der sogenannten Morcles-Decke durch dramatische Verfaltung unter Druck und Temperaturen plastisch ausgewalzt und umkristallisiert wurden. Die dadurch entstandenen schönen Maserungen aus dem grünen Mineral Chlorit machten den Marmor an der Weltausstellung 1878 von Paris derart berühmt, dass es als damals teuerstes Gestein vor allem ins Ausland (u.a. USA) exportiert wurde.

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Grindelwaldner «Marmor»:

«Vom Gletscher befreit»

Herkunft: Berner Oberland

Gestein: Kalkstein

Der Grindelwaldner «Marmor» ist eigentlich ein Kalkstein, der zur Kreidezeit (vor ~120 Mio. Jahren) in einem tropischen Meer abgelagert wurde. Vor ~40 Mio. Jahren wurde er vor den sich bildenden Alpen an der Erdoberfläche freigelegt, wo er sich in einem tropischen Klima durch rote Bodenbildungen verfärbte. Danach wurde er durch die Alpenbildung weiter verformt. Der seit dem 18. Jahrhundert aktive Steinbruch oberhalb von Grindelwald wurde vom Unteren Grindelwald Gletscher Ende des 18. Jahrhundert während der Kleinen Eiszeit überfahren. Rechtzeig zum Bau des Parlamentsgebäudes zog sich der Gletscher durch die Klimaerwärmung zurück und legte den Steinbruch wieder frei, so dass die grossen Portale hier abgebaut werden konnten.

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Solothurner Kalkstein:

«Die Schweiz in den Tropen»

Herkunft: Solothurn

Gestein: Kalkstein

Der fossilienreiche gelbliche Kalkstein, der immer noch in verschiedenen Steinbrüchen nahe Solothurn abgebaut wird, wurde in einem seichten tropischen Meer zur Jurazeit vor ca. 150 Mio. Jahren abgelagert. Bis Dezimeter-grosse Spiralschnecken («Nerineen») und andere kalkschalige Tiere lebten am Boden dieses Meeres. Ihre Gehäuse wurden nach dem Absterben der Schnecken im Meeresschlamm eingelagert und blieben so während der Verfestigung des Schlamms zu Kalkstein erhalten.

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Merliger Algenknollenkalk:

«Ein Schiff wird kommen»

Herkunft: Merligen und Bern

Gestein: Kalkstein - rezykliert

Der Merliger Kalk ist ein marines Sediment, das zur Zeit des Eozäns (vor ~40 Mio. Jahren) aus Meeresschlamm mit typischen hellen Rotalgenknollen gebildet wurde. Die kleinen dunklen Flecken sind die Kalkschalen von Nummuliten, einzelligen kalkschaligen Fossilien. Wegen ihrer Form, die an Geldmünzen erinnert, wird das Gestein auch Münzstein genannt. Der Kalk stammt aus Merligen am Thunersee, und wurde in der Stadt Bern häufig als Sockelgestein verwendet, da er vor dem Eisenbahnbau mit dem Schiff über den Thunersee und die Aare bis zum Marzili Bad nachhaltig und effizient transportiert werden konnte. Wie der St. Triphon Kalk wurde er dann als polierte Bauteile im Bundeshaus rezykliert.

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St. Triphon Kalk A):

«Recycling Steine»

Herkunft: Waadtland

Gestein: Kalkstein

Dieser feinkörnige Kalk aus St. Triphon (Kanton VD) wurde in der Triaszeit vor ~250 Mio. Jahren in einem Meer abgelagert. Die feinen schwarzen Linien sind Drucklösungsreste («Stylolithe») und zeugen von der Lösung der kalkigen Anteile während der Überlagerung und Gebirgsbildung. Wie der Merliger Kalk wurde dieses Gestein viel als Sockelgestein in Bern verwendet, auch beim benachbarten alten Inselspital. Bei dessen Abriss wurden die Sockel nachhaltig rezykliert und im Parlamentsgebäude in polierter Form wiederverwendet. Erscheint das Gestein als Sockel noch hell, wird es beim Polieren fast schwarz. In roher Form wurde dieser Kalk auch zusammen mit dem Solothurner Kalk als Sockelgestein des Parlamentsgebäudes verwendet – zusammen formen sie ein zweisprachiges Fundament des Hauses.

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St. Triphon Kalk B):

«Recycling Steine»

Herkunft: Waadtland

Gestein: Kalkstein

Dieser feinkörnige Kalk aus St. Triphon (Kanton VD) wurde in der Triaszeit vor ~250 Mio. Jahren in einem Meer abgelagert. Die feinen schwarzen Linien sind Drucklösungsreste («Stylolithe») und zeugen von der Lösung der kalkigen Anteile während der Überlagerung und Gebirgsbildung. Wie der Merliger Kalk wurde dieses Gestein viel als Sockelgestein in Bern verwendet, auch beim benachbarten alten Inselspital. Bei dessen Abriss wurden die Sockel nachhaltig rezykliert und im Parlamentsgebäude in polierter Form wiederverwendet. Erscheint das Gestein als Sockel noch hell, wird es beim Polieren fast schwarz. In roher Form wurde dieser Kalk auch zusammen mit dem Solothurner Kalk als Sockelgestein des Parlamentsgebäudes verwendet – zusammen formen sie ein zweisprachiges Fundament des Hauses.

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Tessiner Gneis:

«Heiss und unter hohem Druck»

Herkunft: Tessin

Gestein: Gneis

Die Wendeltreppen in der Kuppelhalle bestehen aus kristallinem Tessiner Gneis, der in der Leventina bei Biasca und im Valle Verzasca abgebaut wurde. Erst die Gotthard Eisenbahn, eröffnet 1882, ermöglichte den Transport des Gneises auf die Alpennordseite. Diese Gesteine entstanden unter hohem Druck und hohen Temperaturen tief in der Erdkruste. Während der Alpinen Gebirgsbildung wurden ihre Minerale durch Bewegungen ausgerichtet, so dass sich eine plattenartige Ausprägung ergab.

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Berner Sandstein:

«Local Hero»

Herkunft: Bern

Gestein: Sandstein

Die «grüne» Stadt Bern wird durch die Farbe des lokalen Molassesandsteins geprägt. Der Berner Sandstein stammt aus verschiedenen Steinbrüchen nahe der Stadt Bern. Er stammt aus den Schichten der «Oberen Meeresmolasse», die vor ca. 20 Millionen Jahren in einem seichten Meer gebildet wurde. Der Sandstein besteht aus den abgetragenen Gesteinsstücken, die aus den sich bildenden Alpen im Süden durch Flüsse gegen Norden transportiert wurden. Zusammen mit dem Sockelmaterial aus Merliger Kalkstein repräsentiert der Berner Sandstein die lokalen Produkte mit kurzem Transportweg, was vor Eisenbahn und motorisiertem Transport die Verwendung bestimmte.

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Rouge Jaspé A):

«Korallenriff in der Kuppelhalle»

Herkunft: Waadtland

Gestein: Kalkstein

Der Boden vor der Rütligruppe besteht unter anderem aus dem «Rouge Jaspé», einem brekzierten Kalk, der in der Oberen Jurazeit abgelagert (vor ~150 Mio. Jahren) und im unteren Rhonetal abgebaut wurde. Neben den weissen Kalkadern, die später durch die Alpine Gebirgsbildung entstanden sind, fallen vor allem die grossen fossilen Korallenstöcke auf (dezimetergrosse runde, helle Knollen). Diese deuten darauf hin, dass das Gebiet der zukünftigen Schweiz sich damals in den tropischen Breiten befand. Durch plattentektonische Bewegungen wurde dann die europäische Platte gegen Norden in die gemässigten Breiten verschoben, wo heute keine Korallen mehr gedeihen können.

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Rouge Jaspé B):

«Korallenriff in der Kuppelhalle»

Herkunft: Waadtland

Gestein: Kalkstein

Der Boden vor der Rütligruppe besteht unter anderem aus dem «Rouge Jaspé», einem brekzierten Kalk, der in der Oberen Jurazeit abgelagert (vor ~150 Mio. Jahren) und im unteren Rhonetal abgebaut wurde. Neben den weissen Kalkadern, die später durch die Alpine Gebirgsbildung entstanden sind, fallen vor allem die grossen fossilen Korallenstöcke auf (dezimetergrosse runde, helle Knollen). Diese deuten darauf hin, dass das Gebiet der zukünftigen Schweiz sich damals in den tropischen Breiten befand. Durch plattentektonische Bewegungen wurde dann die europäische Platte gegen Norden in die gemässigten Breiten verschoben, wo heute keine Korallen mehr gedeihen können.

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Botticino Kalk:

«Import aus Italien»

Herkunft: Italien

Gestein: Kalkstein

Das Parlamentsgebäude war als grosse Werkschau der schönsten Schweizer Gesteine geplant, was auch eindrücklich gelang. Dennoch konnte nicht ganz auf ausländische Gesteine verzichtet werden: So fand man zum Beispiel kein Schweizer Gestein, welches für die 24 Tonnen schwere Statue der «Drei Eidgenossen» geeignet war, die 1914, also über zehn Jahre nach Eröffnung des Parlamentsgebäudes, errichtet wurden. Die «Drei Eidgenossen» stammen in der Tat aus Italien, wo sie nahe der Stadt Brescia aus Kalkstein der Jurazeit (vor ca. 200 Jahren) abgebaut wurden. Sie wanderten aus Süden ein und dokumentieren eine moderne, weltoffene und international geprägte Schweiz.

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Beton:

«Künstlicher Schweizer Stein»

Herkunft: Schweiz

Gestein: Kalkstein, Mergel

Der Baustoff Beton ist ein künstlich hergestellter Stein aus einem Gemisch von Zement, Wasser und Gesteinskörnung (Sand und Kies). Im zuerst breiartigen Zustand ist er beliebig formbar, bevor er erhärtet und seine hohe Druckfestigkeit gewinnt. Das zentrale Bindemittel Zement besteht in der Hauptsache aus Kalkstein und Mergel, welche in der Schweiz in grossen Mengen vorhanden sind und lokal abgebaut werden kann. Die hier verwendeten Gesteine kommen also nicht von weit her – damit ist Beton nicht nur der wichtigste Baustoff unserer Zeit, sondern trägt auch mit Recht das Etikett «Made in Switzerland».

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